Wie es der Zufall will, gibt das Berliner Ensemble am Tage des Papstbesuches in Berlin eine Aufführung, welche sich ausgerechnet mit der Haltung des Vatikans zum Holocaust auseinandersetzt. Darin versucht ein junger Jesuitenpater, Papst Pius XII von der Deportation der Juden in die NS-Vernichtungslager in Kenntnis zu setzen. Er bleibt ungehört.

Darüber will auch Claus Peymann den Papst in Kenntnis setzen. Und zwar Benedikt XVI. In einem offenen Brief an Seine Heiligkeit zieht er dazu eine Verbindung zwischen der Stadt Berlin, dem Amt des Papstes, den Naziverbrechen die dazwischen liegen und dem Theaterstück der STELLVERTRETER von Rolf Hochhuth, welches das Ganze verknüpft. Aber auch Peymann wird, genau wie Fontana, den Papst nicht dazu drängen können, zu tun was ein Papst nicht tun will oder kann. Auch Peymann wird möglicherweise ungehört bleiben.

Die Aufführung lässt sich bestimmt auch ohne Heiligenschein besuchen. Das Stück aus dem Jahre 1963 hat es auf jeden Fall verdient. Es ist eine wahrhaft großartige Auseinandersetzung mit der von allen Seiten durchleuchteten Materie des Dritten Reiches. Die Rolle der Kirche in dieser Zeit wird in der Geschichte des jungen Priesters Fontana widergespiegelt.

Der versucht vergeblich den Papst im Oktober 1943, während der Deportation von Juden in das KZ Auschwitz, zu einem deutlichen Protest gegen deren Vernichtung zu drängen. Er der Papst, der Stellvertreter Gottes muss doch einschreiten. Doch dieser schweigt. Das Flehen des jungen Mannes ist vergeblich. Der Priester schließt sich aus Verzweifelung und Enttäuschung der Deportation an.

Stück: Der Stellvertreter
Bühne: Berliner Ensemble
Datum: 22.09.2011
Zeit: 19.00 Uhr

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