Das Stück sorgte schon in Paris für Stinkbombenprotest. In weiteren Städten konnte es nur unter Polizeischutz aufgeführt werden. Am Montag wird es nun in Kreuzberg gezeigt. Es heißt “ÜBER DAS KONZEPT DES ANGESICHTS BEI GOTTES SOHN”.
Das brisante Stück sorgt besonders in Kirchenkreisen für Unmut, da ein überdimensionales Jesus-Bildnis mit Kot und Steinen beworfen wird. Der Vatikan verurteilte die Inszenierung und sieht das religöse Empfinden der Christen beleidigt.
Aber worum geht es eigentlich in dem Stück? Jesus schaut über ein überdimensionales Bildnis dem Zuschauer in die Augen, fragend und fordernd. Er ist Betrachter und Betrachteter zugleich. In diesem Epilog seiner auf mehrere Jahre angelegten szenischen Auseinandersetzung mit der Christus-Figur nimmt Romeo Castellucci einen radikalen Perspektivwechsel vor.
Am sisyphusartigen Versuch eines Mannes, seinem dementen Vater die Windeln zu wechseln – wenn es, buchstäblich, vor den Augen Jesu passiert soll darstellt werden, wie sich ein Geschehen verändert. Romeo Castellucci erklärte dies so: „In diesem Stück wird der Blick Jesu zum Scheinwerfer, der die Geschehnisse auf der Bühne in wechselhaftes Licht taucht. Das Licht könnte gut oder böse sein, anstößig oder unschuldig. Ich kenne mehr als tausend Maler, die die Hälfte ihres Lebens damit verbracht haben, das unaussprechliche, fast unsichtbare Leiden seiner Lippen zu reproduzieren. Jetzt ist er nicht mehr da.“
Castellucci ist bekannt für radikales, bild- und klanggewaltiges Theater. Er kommt größtenteils ohne Dialoge aus. Castellucci und die 1981 gegründete Socíetas Raffaello Sanzio zählen zu den stilbildenden Theaterkollektiven Europas.
Theater: HAU 1
Termin: 05. und 06. März 2012 / 19.30 Uhr /
Anmerkung: Italienisch, ohne Sprachkenntnisse verständlich
Foto: Klaus Lefebvre