Am Freitag findet an der Berliner Volksbühne die Berlin-Premiere von „Der Spieler“ statt. Mit dem Stück, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Fjodor Dostojewskij, setzt Frank Castorf seine 1999 begonnene Reihe der Umsetzung von Dostojewskij-Romanen fort.

Der Protagonist, Alexander Scheer, ist gerade zurück aus Las Vegas. Noch benommen von Jetlag und Extremen. Erst hatte er eine Glückssträhne, fuhr in der Stretchlimo ins Casino; am nächsten Tag wachte er bankrott mit Hangover auf einem Friedhof für ausrangierte Leuchtreklame auf. Eine Therapie gegen Spielsucht schlug nicht an. Ein paar Tage träumte Scheer in der amerikanischen Wüste den Traum, der in uns allen steckt.

Nicht mehr arbeiten! Über Nacht reich sein! Der Spießer spielt nach dem nine-to-five Job Lotto und wartet sein Leben lang auf den Millionen-Jackpot. Scheer riskiert als Der Spieler alles. Am Roulettetisch. Auf der Bühne. Er ist als Alexej Iwanowitsch nicht nur das Alter Ego von Fjodor Dostojewskij, dem Getriebenen, dem Romancier der Extreme, dem Süchtigen, der den Roman – er sollte eigentlich „Roulettenburg“ heißen – nach einem teuflischen Vertrag mit seinem Verleger in 26 Tagen diktiert. Sein Verhältnis zum Materiellen und Emotionalen ist sadomasochistisch verkehrt: So wie er sich im Spiel selbstsicher vertraut, tritt er gegenüber der angebeteten Polina sich selbst erniedrigend auf.

In Der Spieler geht es, im Gegensatz zu den anderen Romanen Dostojewskijs, nicht um politische Außenseiter oder den Gottmenschen. Stattdessen wird das Vexierbild der Westlichen Gesellschaft entworfen, die das Potential der Auflehnung mit Glücksversprechen vom schnellen Reichtum absorbiert. Wo das Spiel – das Schiller als Grundgeste der Freiheit benannt hat – nicht dem ureigensten Menschsein dient, sondern in Sucht umschlägt und als Normalität gesellschaftlicher Selbstverwertung bis zur Selbstauslöschung gefordert wird. Stattdessen dominiert – ein Motiv, das sich in Dostojewskijs surrealer Erzählung Das Krokodil zuspitzt – das ökonomische Prinzip. Der Spieler wird zu dem, auf was er setzt: Zero.

Mit: Kathrin Angerer, Hendrik Arnst, Margarita Breitkreiz, Frank Büttner, Georg Friedrich, Sophie Rois, Alexander Scheer, Mex Schlüpfer und Sir Henry

Premiere: Freitag, 30.09.2011, 19:00 Uhr, Volksbühne

Regie: Frank Castorf
Bühne und Kostüme: Bert Neumann
Licht: Lothar Baumgarte
Dramaturgie: Sebastian Kaiser

Foto: Copyright Thomas Aurin