Der dressierte Mann
John von Düffels Theaterstück nach dem gleichnamigen Bestseller von Esther Vilar setzt sich auf witzige Weise mit einer altbekannten und trotzalledem immer noch aktuellen Problematik auseinander – dem Rollenverständnis von Mann und Frau.
„Ich bin total für eine Partnerschaft auf Augenhöhe, Mann und Frau, materiell unabhängig und mit fast gleichem Einkommen“, findet Bastian. Ausgerechnet an dem Abend als er seine Freundin Helen mit einem Candle-Light-Dinner und einem Verlobungsring überraschen will, verblüfft sie ihn damit, dass der gemeinsame Chef ihr die Stelle als Chief Executive Officer angeboten hat. Insgeheim hatte er darauf spekuliert. Nun gibt es statt Romantik eine handfeste Beziehungs-krise, denn Bastian ist nicht gerade begeistert davon, dass Helen ihn auf der Karriereleiter überholt und fragt sich: „Wie kann eine Frau, die so schlecht Kaffee kocht, solch eine Karriere machen?“
Während Helen darum ringt, eigene Ambitionen, Bastians gekränkte Eitelkeit und Familienplanung miteinander zu vereinen, treten ungebeten die Mütter der beiden auf den Plan. Die beiden könnten kaum unterschiedlicher sein. Während Bastians Mutter den Standpunkt vertritt: „Als Gott den Mann erschuf, übte sie nur“, rät Konstanze ihrer Tochter Helen: „Ein Mann, Kleines, braucht eine Frau, die zu ihm aufschaut, ein hilfloses schutzbedürftiges Wesen, für das er sorgen und sich abrackern kann.“ Doch trotz aller Gegensätze: Gnadenlos pragmatisch entwickeln die beiden die weibliche Strategie fürs 21. Jahrhundert.
Serviceinfo
Termin: bis 24. Juni 2012
Ort: Komödie am Kurfürstendamm, Kurfürstendamm 206 – 209, 10719 Berlin
Karten: 19-39 Euro
Foto: Thomas Grünholz