Riesenkrabbenspinne in historischem Bernsteinstück in Berlin entdeckt
Ein Wissenschaftlerteam aus Deutschland und England (Berlin, Manchester, Hamburg and Frankfurt) untersuchte eine 49 Millionen Jahren alte, in Bernstein konservierte Spinne mit den neuesten computertomografischen Methoden.
Das Stück, das sich seit 150 Jahren in den Sammlungen des Museums für Naturkunde Berlin befindet, ist so nachgedunkelt, dass die Spinne kaum noch unter dem Mikroskop sichtbar ist. Es handelt sich um den ältesten Vertreter der heute noch lebenden Riesenkrabbenspinnen, die in Aussehen und Lebensweise den Vogelspinnen ähneln und auf Grund ihrer Größe und aktiven Lebensweise selten von Baumharz eingeschlossen wurden. Die wissenschaftlichen Ergebnisse, die im internationalen Fachjournal Naturwissenschaften veröffentlicht wurden, werfen einen ersten Blick auf diese uralte Spinnengattung. Sie beweisen aber auch, wie wichtig Museumssammlungen für heutige und zukünftige wissenschaftliche Forschungen sind.
Über 1000 Arten fossiler Spinnen wurden bisher beschrieben, viele davon sind Inklusen, d.h. in Bernstein erhalten. Die Besten stammen aus 49 Millionen Jahre altem Baltischem Bernstein. Einige der Erstbeschreibungen stammen aus der Sammlung von Georg Karl Berendt (1790-1850), der die Stücke bereits vor 150 Jahren mit einfachen mikroskopischen Methoden untersuchte. Die Sammlung befindet sich im Berliner Museum für Naturkunde. Im Laufe der Zeit oxidieren die Bernsteinstücke und verändern ihre Farbe. Sie werden dunkler und bekommen oberflächliche Risse, was eine Untersuchung der Inklusen erschwert. Berendts Bernsteinsammlung enthält das älteste bekannte Stück mit der Inkluse einer Riesenkrabbenspinne (Sparassidae). Der Fund ist außergewöhnlich, da diese Spinnen starke, schnelle Tiere sind, die sich gewöhnlich nicht von Baumharz einfangen lassen. Ein Internationales Team aus Spinnenexperten, darunter Jason Dunlop vom Museum für Naturkunde Berlin sowie Experten für moderne Computertomografie untersuchten das Berendtsche Bernsteinstück.
Das Ergebnis war überraschend. Die 3D-Aufnahmen in ausgezeichneter Qualität erlaubten dem Wissenschaftlerteam einen Blick auf feinste Details der fossilen Spinne, die den der heutigen Spinnen aufs Haar glichen. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass es sich um eine Riesenkrabbenspinne (Eusparassus) handelt, die heute noch in tropischen Gegenden, Südeuropa und Zentralasien leben – und in Nordeuropa vor 49 Millionen Jahren beheimatet waren. Die Computertomografie, die in der Paläontologie noch immer keine Routine darstellt, erbrachte hochauflösende, drehbare 3D-Modelle, die das ehemalige Aussehen, Form, Funktion und Lebensweise einer frühen Spinnentiergruppe rekonstruierte, obwohl das Tier mit normalen optischen Methoden kaum sichtbar war. Sie zeigen auch, wie wichtig es ist, naturwissenschaftliche Sammlungen zu bewahren, denen auch in Zukunft mit modernsten Methoden noch Geheimnisse entrissen werden können.Foto oben: Eusparassus crassipes, eine fossile Riesenkrabbenspinne, konserviert in 49 Millionen Jahre altem Bernstein, unter dem Mikroskop/ © Jason Dunlop, MfN
Foto Mitte: Das gleiche Individuum in einer computertomographischen Aufnahme/ © Andrew McNeil, Manchester
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