Am Sonntagvormittag verhinderten etwa 20 Protestler eine Lesung von Thilo Sarrazin im Berliner Ensemble (BE). Im Veranstaltungssaal kam es zu tumultartigen Szenen. Gegner und Befürworter lieferten sich handfeste Auseinandersetzungen.

Geplant war, dass Sarrazin sein Buch „Der neue Tugendterror“ vorstellen sollte. Aber schon beim Betreten des Veranstaltungssaals wurde der umstrittene Buchautor von Buhrufen empfangen. Er wurde unter anderem als Rassist beschimpft.

Unter den Zuschauern waren jedoch auch Befürworter Sarrazins. Zwischen ihnen und den Protestlern kam es nicht nur zu Wortgefechten, sondern auch zu handfesten Auseinandersetzungen. Die Plakate der Demonstranten wurden teilweise zerrissen. Schließlich durfte eine Demonstrantin das Wort ergreifen. Danach sollten die Protestierer das Haus verlassen. Taten sie aber nicht. Es kam erneut zu Handgreiflichkeiten. Befürworter und Gegner schrieen sich an. Die Situation eskalierte.

Die Verantwortlichen des Berliner Ensembles verzichteten jedoch darauf, die Polizei zu verständigen und gaben den Protestlern nach. Man beendete die Veranstaltung gegen den Willen der Podiumsteilnehmer und verwies nun auch Sarrazin von der Bühne. Dieser warf der Leitung des BE vor, versagt zu haben und gegenüber den „Linksfaschisten“ nachzugeben ohne das Hausrecht geltend zu machen.

Vor dem Haus hatten sich unterdessen etwa 100 Gegner Sarrazins eingefunden, die jedoch durch eine Polizeiabsperrung daran gehindert wurden, in das BE zu gelangen. Die Polizei nahm drei Personen wegen Beleidigung und versuchter Gefangenenbefreiung vorübergehend fest.