La Bohème

La Bohème

Für Andreas Homoki und sein Team beschreibt das Klischee der Bohème nur eine zeitlich begrenzte Lebensphase, die geradezu immanenter Teil der etablierten Gesellschaft ist: Jugend als utopischer Zustand ohne Verantwortung, der noch alle Lebensentwürfe in sich trägt, mit starkem Gemeinschaftsgefühl, aber dem leisem Bewusstsein davon, dass dieser Zustand endlich ist.

Die Traurigkeit darüber und die Verklärung zu Lebzeiten ist Puccinis Musik eingeschrieben, was dem Werk reminiszenten Charakter verleiht. Die »provokante« Bohème muss von der Gesellschaft abgelehnt werden – sonst wäre das Unterfangen sinnlos – , birgt jedoch auch veränderndes, erneuerndes Potential für diese. So bewegen sich die beiden Gegensätze allmählich aufeinander zu: Die Bohèmiens beziehungsweise ihre Kunst werden gesellschaftlich vereinnahmt, ihrerseits drängen die Bohèmiens ins Establishment, um Geld und Erfolg zu bekommen.

Die Bohèmiens mit dem Lebensmotto »jung und arm, aber frei und glücklich – und vor allem absolut unbürgerlich«, das sind der Dichter Rodolphe, der Maler Marcel, der Musiker Schaunard und Colline, der Philosoph. ›Die vier Musketiere‹ triumphieren – als wahre Lebenskünstler – mit Witz und Charme über triviale Alltagswidrigkeiten. Als sich Rodolphe und Mimi am Weihnachtsabend verlieben und die raffinierte Musette ihren geldgepolsterten Verehrer in die Wüste schickt, um mal wieder zu Marcel zurückzukehren, scheint das Glück perfekt. Doch Monate später treiben Eifersucht und Not die beiden ungleichen Paare zur Verzweiflung. Erst als Mimi sterbenskrank zu Rodolphe zurückkehrt, findet sich die alte Bohème-Gemeinschaft wieder zusammen. Zu spät.

Die Beschreibung der sechs unterschiedlichen Lebensläufe, der »vier Musketiere« sowie ihrer zeitweiligen Geliebten, erweist sich als erschreckend erbarmungslos: Währen die Biografien der vier Männer auseinanderdriften, scheitern die Beziehungen der beiden Protagonisten zu ihren Geliebten am unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieu.

Serviceinfo

Termin: 17./29. Juni; 5. Juli 2011 jeweils 19:30 Uhr
Ort: Komische Oper Berlin, Behrenstraße 55-57, 10117 Berlin Stadtplan >>
Preis: 10 – 72 Euro
Karten: 030/47 99 74 00

Foto: © Monika Rittershaus